Der frühere Landtagsabgeordnete und jahrelanger Vizepräsident des Bayerischen Landessportverbandes (BLSV), Karl Schäfer (Nürnberg), wäre in diesem Monat 100 Jahre alt geworden.
Für den Turn- und Sportverein Winkelhaid ist das besonders zu erwähnen, da Karl Schäfer sich für uns große Verdienste erworben hat. Durch seinen Einsatz haben wir es zu verdanken, dass unser großes Sportzentrum in den Jahren 1974 bis 1978 erstellt werden konnte durch die hervorragende finanzielle Unterstützung des BLSV.
„Vater“ dieser Unterstützung war Karl Schäfer. Er hatte es fertiggebracht, dass der Landessportverband dem TSV Winkelhaid (1974 nur vier Abteilungen –Handball, Fußball, Gymnastik und Schach-; heute 12 Abteilungen) insgesamt DM 600.000,00 in den Jahren 1976 und 1977 (DM 400.000,00 als Zuschuss, DM 200.000,00 als Darlehen mit einem äußerst geringen Zinssatz von 2,2%) zur Verfügung stellte. Diese finanzielle Beteiligung war außergewöhnlich für einen Sportverein in einer Gemeinde, die Mitte der 70-er Jahre nur zirka 2.800 Einwohner hatte.
Durch diese Unterstützung des BLSV konnte der TSV auch die Gemeinde Winkelhaid und die Raiffeisenbank Altdorf-Feucht dazu gewinnen, sich an diesem großartigen Vorhaben zu beteiligen. Eine Dreifach-Sporthalle wäre ohne diese Unterstützung nicht vorstellbar gewesen, ebenso nicht drei Tennisfelder und ein Kleinfeld-Dunloporplatz mit Hoch- und Weitsprunganlage und 100-m-Bahn.
Dank des unermüdlichen persönlichen Einsatzes und seiner Überzeugungskraft im Präsidium des BLSV wurde das fast Unmögliche Realität. Ich erinnere mich gerne an meine vielen Gespräche (mit dem ehemaligen langjährigen 2.Vorsitzenden Herbert Meier und mit Architekt Erwin Perl) in seinem Abgeordnetenbüro in Nürnberg in der Allersberger Straße in den Jahren 1973 und 1974, ebenso an seine wiederholten Besuche in Winkelhaid. Karl Schäfer betrachtete unser Anliegen als seine Herzensangelegenheit, als Sache für den Sport in seinem Umfeld.
Durch die Genehmigung der DM 600.000,00 konnten wir also eine Dreifach-Sporthalle -mit Abmessungen für den internationalen Handballsport- errichten, die dem gesamten Sport in Winkelhaid eine große Aufbruchsstimmung verlieh, insbesondere natürlich der Handballabteilung, mussten ihren Mannschaften für Trainingszwecke bis dahin zu Hallen in Röthenbach und Lauf fahren. Begrenzte Trainingszeiten standen nur zur Verfügung.
Das Angebot des errichteten großen Sportzentrums war auch der Grund, dass die Mitgliederzahl im TSV von zirka 380 im Jahr 1974 bis weit über 1.500 Mitte der 90-er Jahre stieg; die Anzahl der Abteilungen erhöhte sich von vier auf 14 Abteilungen. Damals besaß im Großraum Nürnberg kein Sportverein eine Dreifach-Sporthalle in seinem Eigentum –auch heute noch nicht-; diese Dreifach-Sporthallen standen und stehen im Eigentum der jeweiligen Kommune.
Für den Turn- und Sportverein Winkelhaid ist es deshalb eine ehrenvolle Verpflichtung, sich immer wieder an Karl Schäfer zu erinnern. Für Winkelhaid bleibt Karl Schäfer unvergessen. Wir haben ihm sehr viel zu verdanken!
Karl Schäfer war nicht eine Persönlichkeit lauter Worte. Er zeichnete sich durch Taten aus, die der Ehrenamtlichkeit und dem Gemeinwohl zur Ehre gereichen.
Dass Karl Schäfer auch bei den Nürnbergern unvergessen bleibt, zeigt die Würdigung, die ihm seine ehemaligen Weggefährten und Mitstreiter, Ex-Landtagsabgeordneter Dr. Sieghard Rost und die ehemalige Nürnberger Bürgermeisterin Helen Jungkunz, am Tag seines 100-sten Geburtstages (12.08.2012) zuteilwerden ließen.
In einem Artikel in der „Nürnberger Zeitung“ vom 13. August 2012 heißt es unter anderem: Karl Schäfer habe nicht nach Ruhm gestrebt, attestierte ihm der damalige Fraktionsführer im Nürnberger Stadtrat Georg Holzbauer, schon in einer Festschrift zum 60.Geburtstag von Karl Schäfer. Und Helen Jungkunz ergänzte: „Er war ein Mensch, der immer der Sache gedient hat.“ Helen Jungkunz hat einst ihre politische Karriere als Schäfers Sekretärin begonnen: „Er habe unermüdlich gearbeitet und den politischen Nachwuchs gefördert, ohne sich selbst in den Vordergrund zu drängen. Diese Art von Politiker würde heute fehlen. „…Die meisten sind Selbstdarsteller. Das bringt viele unnötige Probleme mit sich, die man in der Politik nicht gebrauchen kann…“, so Jungkunz. Früher hätte es einen größeren Zusammenhalt gegeben, auch parteiübergreifend. Tagsüber habe man um seine Ideale gekämpft, abends hat man zusammen gefeiert. Und feiern, dass konnte Karl Schäfer. So fand in der Festschrift zum 60. Geburtstag auch seine Liebe zum fränkischen Wein Erwähnung, den er „in beträchtlichen Mengen“ getrunken habe, „ohne sich je wirklich zu betrinken. Immer mit Freunden natürlich.“ Zwar sei Karl Schäfer nicht immer friedfertig gewesen, wenn es um die Sache ging. Körperliche Auseinandersetzungen waren jedoch seine Sache nicht. Das „liebenswürdige Gegenteil eines Kraftprotzes“ sei er gewesen, schrieb Georg Holzbauer in seiner Würdigung. Kennengelernt habe er Karl Schäfer bei einer Schlägerei: „1949 im Bundestagswahlkampf, im damaligen Holzmüller-Bau. Konrad Adenauer konnte nicht reden, weil ihn die Kommunisten daran hinderten. Es galt, den Saal mit Gewalt zu räumen, weil die Polizei zusah. Und Schäfer prügelte sich für die CSU, vielmehr wurde geprügelt…“
So war halt Karl Schäfer: Er diente stets der Sache, auch als Vizepräsident des BLSV, auch für den Turn- und Sportverein Winkelhaid!
Dr. Dietmar Trautmann,
1.Vorsitzender und Geschäftsführer
Winkelhaid, im August 2012